Feuerwehr-Fusion brachte ganzen Ort zusammen:
Die Fusion von zwei Feuerwehren ist landesweit ein seltener Vorgang. In der 2500-Einwohner-Gemeinde Obritzberg-Rust (Bezirk St. Pölten) hat dieser Zusammenschluss weitreichende Folgen für das gesamte Vereinsleben.
Zwischen den beiden Ortsteilen Kleinhain und Zagging steht an der Kremser Bundesstraße ein großzügiges, modernes Gebäude mit einem roten Turm - unverkennbar ein Feuerwehrhaus. Das Gebäude ist aber noch viel mehr, denn dort konzentriert sich das gesamte Vereinsleben von Obritzberg-Rust.
Der Musikverein hat einen Proberaum, untergebracht sind auch die Landjugend, der Kameradschaftsbund, die Sportunion, der Chor und die Seniorentanzgruppen. Für sie alle wurde der Platz mitberechnet, federführend aber war die Feuerwehr.
Auslöser für Neubau: Völlig veraltetes Zeughaus
Auslöser dieses Aufsehen erregenden Projektes war ein winziges, völlig veraltetes Feuerwehr-Zeughaus in Zagging. Das war eine von sechs Feuerwehren im 42 Quadratkilometer großen Gemeindegebiet von Obritzberg-Rust. Ein Neubau stand an. Auch die Nachbarfeuerwehr Kleinhain zeigte Interesse, weil auch ihr Zeughaus zu klein geworden war. Letztendlich kam es zu einer Fusion der beiden Feuerwehren, um zusammen den Bau eines gemeinsamen Hauses zu stemmen.
Hausbau „hat uns zusammengeschweißt“
Im Jahr 2015 kam es zur Zusammenlegung, im Vorjahr wurde im August der Grundstein gelegt und heuer im Oktober wurde das neue Haus eröffnet. Franz Holzmann, der Kommandant der neu entstandenen Feuerwehr Hain-Zagging, zeigt sich selbst überrascht, wie schnell alle früheren Barrieren abgebaut wurden: „Dieser enorme Kraftakt, der Bau des Hauses mit insgesamt mehr als 21.000 Arbeitsstunden, der hat uns zusammengeschweißt. Wir vermuteten vorher, dass es eine Generation brauchen würde, um die beiden Seiten Hain und Zagging aus den Köpfen zu bekommen. Aber es hat nicht einmal ein Jahr gedauert.“
Das Erfolgsmodell erregte Aufsehen. Inzwischen, so berichtet der Feuerwehrkommandant, hätten sich immer wieder andere Feuerwehren und auch Gemeinden gemeldet, die Interesse daran zeigten, wie Hain-Zagging das geschafft habe. Holzmann ist überzeugt: „Eine Fusion gelingt nur, wenn sie von unten kommt, aus den jeweiligen Feuerwehren selbst. Wenn sie von oben aufgesetzt wird, wird das nichts.“
Gemeinschaftshaus für alle von allen
Etwas mehr als ein Jahr wurde fast täglich abends an dem Gebäude gearbeitet. Bürgermeisterin Daniela Engelhart (ÖVP) schwärmt vom Zusammenhalt im ganzen Ort: „Nicht nur, dass die Feuerwehren unglaubliche Arbeit leisteten, wurden sie von der Bevölkerung mit Gerätschaften, aber auch mit Essen und Getränken auf der Baustelle versorgt und auch die Heurigen luden die Arbeiter immer wieder zum Essen ein. So ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt entstanden, mit dem sich alle identifizieren.“
Die Eigenleistungen der Feuerwehr erbrachten ein Drittel der Finanzierung des Gebäudes. Dazu kamen die Verkäufe der beiden alten Feuerwehrhäuser und des bisherigen Veranstaltungszentrums im früheren Kindergarten. Die Kantine wurde mangels Gasthäusern in den Ortsteilen Kleinhain und Zagging zum allgemeinen Treffpunkt. Jeder und jede ist stolz auf dieses gemeinsam verwirklichte Projekt, das aus dem berühmten Blick über den Tellerrand entstand.
Text/Grafik: ORF-NÖ